Als ich mit der deutschen Sprache anfing, war für mich der Ausdruck „kaltes Essen“ wahrlich ein Fremdwort, mit dem ich auch nicht sonderlich warm wurde.

Wir essen zuhause in Japan nämlich 3mal täglich warm. Dies gilt also auch für das Frühstück. Es besteht typischer Weise aus einem Schälchen frisch gekochtem Reis, einer Schale Miso-Suppe mit z.B. klein geschnittenem Tofu und Wakame-Meeresgemüse, hausgemachtem eingelegtem Gemüse, wie Gurke oder kleinen Auberginen, das aufgrund seines angenehmen Aromas den Namen „O-Shinko – frischer Duft“ recht verdient. Wenn man etwas Glück hat, bekommt man dazu noch ein kleines Stück leicht gesalzenen und gegrillten Lachs oder kleine Sardinen – vielen Japanern und mir auch läuft schon bei der Vorstellung dieser kleinen Morgendelikatesse das Wasser im Mund zusammen – und natürlich ein rohes Ei, das man übrigens früher wegen seiner Kostbarkeit nur zu besonderen Anlässen wie Geburtstag oder dem Schulsportfest serviert bekam.

Das Ei wird am Tisch in ein kleines Schälchen aufgeschlagen, gerührt und mit etwas Sojasoße (natürlich nicht mit den heute gängigen Massenprodukten, sondern am besten mit naturbelassener Sojasoße) verrührt, auf den frischen heißen Reis gegossen und mit ihm vermengt.

Ein Leckerbissen und Glücksbringer für Kinder und Erwachsene.

Besucher aus dem Ausland die einem „Ryokan“, einem traditionellen Hotel, übernachten, bekommen auch ein japanisches Frühstück in ihrem Strohmatten-Zimmer serviert. Sie schwenken mit ihren Essstäbchen aber eher ziellos über die fremde Frühstückslandschaft und freuen sich umso mehr über das „gekochte Ei“ – Im Augenblick des Anschlagens dieses Überraschungseis ist das morgendliche Glück auf Japanisch auch für sie perfekt – Guten Appetit (itadaki-masu)!

Traditionelle Frühstückskomposition

  • 1 Portion frisch gekochter Reis in Keramikschüsseln
  • 1 Schälchen Miso-Suppe

Anm. Miso-Suppe besteht aus Dashi-Brühe, fermentierte Sojabohnen-Paste (in der Brühe aufgelöst) und in der Brühe gekochtem, klein geschnittenem Gemüse, Meeresgemüse, Tofu oder einer Kombination dieser Zutaten. Eine Standard-Kombination zum Frühstück sind z.B. Miso-Suppen mit länglich und sehr fein geschnittenem Rettich, klein geschnittenem Tofu oder Wakame-Algen.

  • hausgemachtes eingelegtes Gemüse, dünn und mundgerecht geschnitten auf einem Keramiktellerchen
  • Ein kleines Stück leicht gesalzener und getrockneter Fisch, gegrillt (jap. „Hi-Mono“) auf einem Keramiktellerchen

Lachs, Sardinen und Stockmakrele werden dabei bevorzugt

  • Gesalzene, eingelegte Aprikosen-Pflaume (jap. „Ume-boshi“)
  • „Nori“- Seetangblatt (ungefähr Visitenkarten-Größe, das Noriblatt wird einzeln in die Sojasoße eingetaucht und dann auf den Reis gelegt und mit Hilfe der Essstäbchen eingerollt. Dies erfolgt am Tisch)
  • ein rohes Ei (jap. „Nama-Tamago“)

Das Ei wird als Ganzes in einem kleinen Schälchen auf den Tisch gestellt. Man schlägt es am Rand vorsichtig an und gibt das Ei in das Schälchen. Eigelb und Eiweiß werden mit Hilfe der Essstäbchen verrührt. Nachdem man noch etwas Sojasoße hinzugegeben hat, verrührt man das Ganze nochmals und erhält eine hellbraune Masse. Diese wird dann über den gekochten Reis gegossen und mit ihm vermengt. Ein Lieblingsessen für viele Kinder und nicht wenige Erwachsene. Wobei Eier früher sehr teuer waren und nur zu besonderen Anlässen zum Frühstück angeboten wurden.

  • Grüntee in Alltagsqualität (jap. „O-cha“)